Massive Präsenz von Gewerkschaften und betroffenen Gemeinschaften an der Glencore GV

Jun 6, 2023 | Allgemein, Feature, Natürliche Ressourcen, Energie & Infrastruktur, Rohstoffe & Infrastruktur, Schweizer Unternehmen, Themen, Wirtschaft & Menschenrechte

IndustriAll unter Beteiligung von CNV, London Mining Network und der Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien organisierten eine dreitägige Lobby- und Vernetzungsveranstaltung, die im gemeinsamen Besuch der AGM von Glencore gipfelte. Auf dem Programm standen ein Austausch mit Schweizer Organisationen und Vertretern der Zivilgesellschaft, mit Parlamentariern, mit dem Aussenministerium EDA und dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO (Nationaler Kontaktpunkt der OECD) sowie ein Webinar mit Investoren. Es waren Vertreter aus Australien, Neu-Kaledonien, Kanada, Spanien, Peru und Kolumbien angereist. Delegierte aus DR Kongo und Südafrika erhielten von den Schweizer Botschaften keine Visa ausgestellt, respektive nur für den 26. Mai, für die AGM, nicht für die drei Tage. Sie schalteten sich per Zoom dazu. Erhellend war zu hören, wie Glencore auch in Ländern wie Kanada, Spanien und Australien die Gewerkschaftsrechte und z.B. indigene Rechte und die Umwelt nicht respektiert. Im Austausch mit der Schweizer Zivilgesellschaft suchten wir nach gemeinsamen Mustern im Verhalten Glencores. Anführen können wir beispielsweise eine systematische Verletzung der Gewerkschafts- und Arbeitsrechte und ein extremes Outsourcing. Es gibt keine Verhandlungen und Dialoge in gutem Glauben oder sie führen nicht zu konkreten Übereinkommen und Lösungen. Glencore beschreitet den Rechtsweg bis zu den letzten Konsequenzen und handelt nicht mit der notwendigen Sorgfaltspflicht, die Menschenrechtspolitik dient nur dem Schein, zum Greenwashing.

Am 26. Mai 2023 begaben wir uns gemeinsam zum Casino Theater Zug. Nach einer farbigen und lautstarken Kundgebung draussen begaben wir uns alle in den Saal wo die AGM stattfand. Obwohl es im Vorfeld Versuche Glencores gab, den Delegierten von IndustriALL den Zutritt zur Aktionärsversammlung zu verbieten, konnten schlussendlich alle Delegierten an der GV teilnehmen, auch wenn z.T. nur als Gäste. Ebenso konnten alle Personen sprechen, ausser ganz am Schluss eine Vertreterin des holländischen Gewerkschaftsbundes CNV. An der diesjährigen Aktionärsversammlung gab es mehr Security als in anderen Jahren, die z.B. überwachten, dass nicht gefilmt wurde. Eine Kollegin wurde gezwungen, das Video auf ihrem Handy zu löschen.

Der CEO Gary Nagle hob dann zu einer Lobeshymne an, 2022 sei finanziell das beste Jahr der Firmengeschichte gewesen. Zudem habe sich Glencore ehrgeizige CO2-Reduktionsziele gesetzt und verfüge über die Metalle, die für die Dekarbonisierung der Welt notwendig seien. Ohne Glencores Geschäftstätigkeit gelinge die Energietransition nicht. Gleichzeitig brauche die Welt aber auch noch fossile Energieträger. Glencore verfüge über ein sehr gutes Geschäftsmodell und ein herausragendes Management. Ich wähnte mich nicht an der GV von Glencore, sondern an Friday for Future….

Nach diesem Lobgesang begann die Fragerunde. Es gab gleich zu Beginn eine Frage eines älteren Herrn, was der Protest draussen soll, wer das sei wie und was Glencore mache dagegen. Chairman Khalidas Mahdavpeddii sagte, er wisse nicht wer das sei. Ansonsten wurden hauptsächlich kritische Fragen unserer Delegation gestellt, immer wieder fragte der Chairman nach einer «Geschäfts»-Frage. Hauptpunkte aller Interventionen und Fragen unserer Delegation waren die Schäden an der Umwelt, Menschenrechtsverletzungen, Verletzung der Gewerkschaftsrechte und des Rechts auf Kollektivverhandlungen. Die Delegierten kamen an die AGM, weil sie sich Lösungen und Antworten erhofften, die sie in ihren jeweiligen Ländern oder Tochterfirmen nicht bekommen konnten. Glencores Antworten fielen durchwegs sehr knapp aus, manchmal richtiggehend schnoddrig. Meistens betonte der Chairman, dass Glencore vor Ort, d.h. die Tochterfirma, konstruktive Beziehungen und Dialoge zu Gewerkschaften und anderen Stakeholdern pflege, die Gewerkschaftsfreiheit und die Menschenrechte respektiere. Häufig begannen die Antworten des Chairmans mit der Aussage, dass er die Sichtweise oder die Standpunkte des Fragers nicht teile.

https://www.industriall-union.org/es/glencore-sigue-anteponiendo-las-ganancias-a-las-personas

https://www.industriall-union.org/unions-demand-sincere-dialogue-from-glencore-ahead-of-agm