Rohstoffe & Infrastruktur
Rohstoffabbau und Infrastrukturvorhaben gehören zu den umstrittensten wirtschaftlichen Tätigkeiten in Kolumbien und sind Ursache für Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen. Breite soziale Bewegungen wehren sich gegen Bergbauprojekte wie im Páramo Santurban in der Nähe der Millionenstadt Bucaramanga, oder in Cajamarca Tolima, weil sie befürchten, dass der Goldabbau im Tagebau ihr Trinkwasser verseucht. Grosse Schäden richtet insbesondere auch der illegale Goldabbau entlang verschiedener Flüsse an, durch Sedimentierung, Quecksilberverseuchung und Konfliktfinanzierung. Ebenfalls hoch umstritten ist das Fracking, das die Regierung fördern will, breite zivilgesellschaftliche Kreise aber wegen möglicher Risiken aus Vorsicht verboten haben möchten.
Infrastrukturvorhaben wie Schnellstrassen, die Schiffbarmachung von Flüssen oder die Erweiterung von Häfen sind ebenfalls Quelle von Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen. So ist die Gewalt in Buenaventura auf dem Gebiet des zukünftigen Hafenterminals sehr gross, und die Vertreibungen im Chocó und am Atrato-Fluss ab 1997 hatten ebenfalls Strassen wie die Vervollständigung der Panamericana oder ein neuer Verbindungskanal zwischen Atlantik und Pazifik als Hintergrund.
Verschiedene Schweizer Unternehmen sind in diesem schwierigen Umfeld tätig, allen voran Glencore mit den Tagebau-Kohleminen in Cesar (Prodeco) und Guajira (Carbones El Cerrejón). Auch der Kalkabbau und die Zementherstellung von Holcim in Boyacá ist immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Schweizer Goldraffinerien beziehen Gold von kolumbianischen Lieferanten, die beschuldigt werden, illegales Gold von Mafias und bewaffneten Organisationen legalisiert zu haben. Eine Tochterfirma von Trafigura, Impala, betreibt die Transportterminals am Magdalena-Fluss und war an der Pazifikeisenbahn beteiligt.
Kolumbien: Bericht fordert Schliessungsplan für Glencore-Mine
Ein neuer Bericht fordert, dass Glencore seine Klage gegen Kolumbien in Zusammenhang mit der Kohlemine El Cerrejón zurückzieht, einen verantwortungsvollen Schliessungsplan vorlegt und einen Fonds für Umweltsanierungen einrichtet. Der Druck wächst, auch das Investitionsschutzabkommen mit der Schweiz nachzubessern.
2023 war ein schwieriges Jahr für die Gemeinschaften im Umfeld von Prodeco
Das Jahr 2023 war für die Gemeinschaften im Einflussbereich von Glencore Prodeco schwierig. Es gab juristische und politische Rückschläge, die Bedrohungen und gewaltsamen Übergriffe nahmen zu. Lösungen für eine nachhaltige Zukunft stehen weiterhin aus.
Rückgabe der Kohleminen von Prodeco und Erfüllung der sozialen und Umweltauflagen weiterhin ungewiss
Es ist weiterhin ungewiss, ob all die sozialen und Umweltvorgaben des Umweltmanagementplanes durch Prodeco tatsächlich erfüllt werden. Insbesondere Transparenz und eine effektive Mitsprache in diesem Prozess sind heute wieder ungewiss: ein Richter hat am 7. Juni 2023 geurteilt, dass Prodeco die Auflagen des Urteils vom 9. Dezember 2022 über die Einsetzung eines Dialogtisches bereits erfüllt habe. Ein kleiner Lichtblick ist, dass ein Gericht die Nichtigkeitsklagen der Bergbaufirmen gegen die Umsiedlungsverfügungen von 2010 abgelehnt hat und die Umsiedlungen also rechtskräftig bestätigt wurden. Diese Ungewissheiten werden überlagert durch soziale Spannungen und immer massivere Drohungen gegen die sozialen Führungspersonen