Auch Aktionärinnen und Aktionäre tragen Verantwortung

Jul 28, 2020

Von Karin Landolt

Gewinne erzielen, aber nicht um den Preis der Nachhaltigkeit! Das ist das Motto von Actares, einer kritischen Aktionärsvertreter-Organisation. Es gebe auch wirtschaftliche, nicht nur ethische Argumente, sagt Karin Landolt, Actares-Co-Geschäftsführerin.

Darum sei ein Ja zur Konzernverantwortungsinitiative auch für Aktionärinnen und Aktionäre ein Muss.

Schön, dass ich als Aktionariatsvertreterin zu Ihnen sprechen beziehungsweise mich schriftlich an Sie wenden darf. Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für nachhaltiges Wirtschaften – wurde vor 20 Jahren gegründet und verlangt Nachhaltigkeit im unternehmerischen Handeln und Langfristigkeit in der Firmenstrategie börsenkotierter Unternehmen, die ihren Sitz in der Schweiz haben. Unter Nachhaltigkeit gehören neben dem Respekt vor Natur und Umwelt auch die Einhaltung von Menschenrechten sowie die Gleichstellung von Mann und Frau. Actares überprüft regelmässig die Geschäftstätigkeiten der grossen Schweizer Unternehmen, weist sie im direkten Gespräch oder mit Voten an ihren Generalversammlungen sowie mit medial verstärkten Stellungnahmen auf Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten hin. Auch liefert die Organisation ihren Mitgliedern sorgfältig geprüfte Abstimmungsempfehlungen für die Generalversammlungen.

Da Actares aufgrund ihrer Grösse nicht jedes Schweizer Unternehmen an seinen ausländischen Produktionsstätten überprüfen kann, ist die Organisation angewiesen auf glaubwürdige Quellen und Berichte von gut verankerten NGOs. ask! ist darum eine wichtige Partnerin. Mit ihrer Informations- und Lobbyarbeit trägt sie nicht nur zur Verbesserung der Situation vieler Arbeiterinnen und Arbeiter bei, sondern berichtet regelmässig über das lokale Geschehen. So erfährt auch Actares Wichtiges über Unternehmen wie den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore. Was ask! in über 30 Jahren Engagement erreicht hat, ist von grosser Bedeutung: Etwa, dass der Konzern seine Umsiedlungspolitik überdenkt und verbessert, dass er die Partizipation der ansässigen Bevölkerung in die Planung einbezieht, oder die Menschenrechte besser achtet sowie einen Klagemechanismus für die Gemeinschaften einrichtet. Actares dankt ask! für diesen Kraftakt.

Errungenschaften wie diese erfordern viele Jahre der Gespräche und harte Kämpfe. Oft sind diese mit Rückschlägen verbunden. Das weiss Actares aus eigener Erfahrung: Seit 20 Jahren kämpft sich die kleine aber stetig einflussreichere Organisation Schritt für Schritt vorwärts, weist in Zusammenarbeit mit Solidar Suisse auf Menschenrechtsverletzungen von Nestlé auf Palmölplantagen in Malaysia hin, konfrontiert gemeinsam mit der britischen NGO Share Action die Grossbanken UBS und CS mit den überbordenden Investitionsaktivitäten in CO2-intensiven Industriebranchen oder kritisiert bei LafargeHolcim nicht nur die zu langsamen Fortschritte in der umweltverträglichen Zementtechnologie, sondern auch die Vergütungspolitik, die sich kaum nach nachhaltigen Zielsetzungen richtet.

Wir vergrössern den Hebel

Zusammen mit vielen anderen Organisationen setzt sich Actares darum aktiv für die Konzernverantwortungsinitiative ein. Diese vergrössert den Hebel enorm, um genannte Anliegen in kurzer Zeit umzusetzen. Die Argumente des Aktionariats stützen sich nicht nur auf ethische Kriterien, die Actares selbstverständlich wichtig sind. Aktionärinnen und Aktionäre übernehmen auch ökonomische Verantwortung:

  • Alleine auf Freiwilligkeit zu setzen, kann denjenigen Unternehmen schaden, die sich bereits heute engagieren. Es kann nicht sein, dass die Konkurrenz, die sich um Nachhaltigkeitsziele foutiert, von mehr monetärem Gewinn profitiert.
  •  Fehlende Regeln fördern das Wegschauen und steigern das Reputationsrisiko eines Unternehmens. Konzerne dürfen keine Imageschäden aufgrund von Fehlverhalten riskieren, denn diese haben auch negative Konsequenzen für Aktionärinnen und Aktionäre.
  • Fehlverhalten kann auch nach Jahren zu Strafverfahren führen – wir erinnern uns an das Trauerspiel rund um das Bankgeheimnis. Unter drohenden Strafverfahren leiden auch Aktionärinnen und Aktionäre.
  • Fehlverhalten kann zu einer noch stärkeren Regulierung führen, als sie die Konzernverantwortungsinitiative heute fordert, denn andere Länder kennen teilweise schärfere Gesetze.
  • Und last but not least: Eine faire und nachhaltige Unternehmenspolitik ist wichtiger als kurzfristige Gewinne und Boni – Actares-Mitglieder wollen keine Gewinne machen, indem sie anderen Schaden zufügen.

Schmutzige Arbeitsplätze durch saubere ersetzen

Actares vertritt nur einen Bruchteil der Schweizer Anlegerinnen und Anleger, es sind nicht einmal fünf Prozent. Aber immerhin. Anders sieht der Einfluss der Aktionärinnen und Aktionäre aus, wenn wir all jene dazuzählen, welche ihre monatlichen Lohnbeiträge in die Pensionskassen einzahlen. Das sind wir nämlich fast alle. Ob direkter oder indirekter Aktienbesitz: Je mehr wir auf die Konzerne Einfluss nehmen und nach einer nachhaltigen Unternehmenspolitik verlangen, desto rascher erzielen wir diese nachhaltige Wirtschaft – die möglicherweise Arbeitsplätze verschwinden lässt, aber ganz sicher neue, zukunftsorientierte und saubere Arbeitsplätze schafft. Uns alle geht es etwas an, mit welchen Mitteln die Konzerne ihre Gewinne machen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Wollen Sie mehr über Actares erfahren, freuen wir uns über Ihren Besuch auf www.actares.ch (in deutscher und französischer Sprache). Wollen Sie Mitglied werden, den Newsletter abonnieren, uns auf Facebook und Twitter folgen oder haben Sie weitere Fragen, erreichen Sie uns jederzeit über info@actares.ch.