18.05.2018
Schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme beim Wasserkraftprojekt Hidroituango
18.05.2018 | von Stephan SuhnerInnert einer Woche sind zwei Mitglieder der sozialen Bewegung Río Vivos in der Gemeinde Puerto Valdivia in Antioquia ermordet worden. Am 2. Mai 2018 wurde Hugo Albeiro George Pérez ermordet, zusammen mit seinem Neffen Domar Egidio Zapata George. Dieser Mord geschah am selben Tag, an dem eine friedliche Demonstration von Río Vivos durchgeführt wurde, um auf die Risiken wegen der Überschwemmung und Erdrutsche aufmerksam zu machen. Durch starke Regefälle wurde ein Entlastungsstollen verstopft, der den Fluss Cauca umleitet, wodurch das Wasser gestaut und unzählige Familien in Mitleidenschaft gezogen wurden. Hugo George hat sich öffentlich gegen den Bau von Hidroituango gewehrt. 2013 hat er begonnen, Entschädigungszahlungen für die Kleinbauernfamilien einzufordern, nachdem diese durch den Bau einer Strasse vom Staudamm ins Dorf Puerto Valdivia ihre Grundstücke und Lebensgrundlage verloren hatten.
Am Nachmittag des 8. Mai wurde Luis Alberto Torres Montoya ebenfalls in Puerto Valdivia ermordet. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei kleine Kinder. Luis Alberto war Mitglied der Vereinigung der Kleinschürfer und Fischer von Puerto Valdivia AMPA, die Mitglied in der Bewegung Ríos Vivos ist.
Am 28. April und 1. Mai 2018 führten starke Regenfälle dazu, dass der Umleitungsstollen, durch den das Wasser des Caucaflusses fliesst, bis der Staudamm fertig ist, durch mitgeschwemmte Baumstämme verstopf wurde und sich das Wasser ungewollt staut. Sowohl der abrupte Anstieg des Wassers oberhalb des Dammes wie auch der starke Rückgang des Pegels unterhalb haben schwere Folgen für die lokale Bevölkerung. Unzählige Familien sind dadurch betroffen, es kam zu Erdrutschen. Beim Versuch, den Stollen frei zu bekommen, oder durch Erdrutsche und Schlammlawinen kam es mehrfach zu Sturzfluten, was Hunderte von Familien unterhalb des Dammes in die Flucht schlug. Unter anderem wurde der gesamt Weiler Puerto Valdivia mit 1200 Einwohnern evakuiert. Die Sturzfluten rissen Brücken, Häuser, Tankstellen mit und unterspülten die Strasse, die von Medellín an die Atlantikküste führt. Wie durch ein Wunder führten diese Sturzfluten nicht zu Toten, da sie tagsüber stattfanden und sich die Anwohner rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Durch weitere Erdrutsche ist es noch nicht gelungen, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Ebenso gab es Schäden an der Baustelleninfrastruktur, wie z.B. an Maschinenhäusern. Oberhalb des Staudammes ist der Wasserpegel rasch massiv angestiegen und hat Dutzende Häuser und Hütten entlang des Flusslaufes überschwemmt. Viele Strassen und Brücken stehen unter Wasser und können nicht mehr benutzt werden. Lokale Beobachter gehen davon aus, dass an verschiedenen Stellen entlang des Flusses Gemeinschaften und Personen ohne humanitäre Hilfe vom Wasser eingeschlossen sind. Hunderte von Familien haben fast ihr gesamtes Hab und Gut verloren, inklusive ihrer Behausungen und Tiere.





